Thomas Strubreiter widmet sich ganz der Erhaltung seltener Arten. Egal ob Rinder, Ziegen, Schweine oder Hühner – wenn es selten ist, findet man es auf seinem Hof und im Sommer auf Österreichs erster ARCHE Alm.
Ich bin Thomas Strubreiter, der Auerbauer aus Scheffau. Ich bin Obmann der ARCHE Austria und der Pustertaler Sprinzen im Tiroler Rinderzuchtverband. Unser Hof ist ein ARCHE Hof und im Sommer haben wir noch eine ARCHE Alm dabei. Wir wollen unsere heimischen, seltenen Nutztiere vom Aussterben bewahren, sie züchten und versuchen, sie der Bevölkerung näher zu bringen.
Ich führe meinen Betrieb seit zwei Jahrzehnten im Vollerwerb. Zuerst habe ich eine Tischlerlehre gemacht, habe aber drei Tage nach der Meisterprüfung aufgehört, um das zu tun, was ich schon immer machen wollte: in die Forstbranche wechseln. Nach Abschluss des Forstwirtschaftsmeisters war ich sieben Jahre lang viel unterwegs und selten zuhause. Unerwartet habe ich die Gelegenheit bekommen, zu Hause den Hof zu übernehmen und diese Chance ergriffen. Im ersten Jahr wurde der Betrieb komplett auf einen ARCHE Hof umgestellt, habe mich also auf gefährdete Rassen konzentriert. Diese Thematik hat ich mich schon immer beschäftigt, weil es mich gewaltig interessiert und auch sehr nachdenklich macht.
In unserer Heimat gibt es Tiere, mit und von denen unsere Vorfahren über Generationen hinweg gelebt haben. Und jetzt schaut es aus, als wären sie vom Aussterben bedroht, weil man die Zucht speziell bei Rindern nur mehr auf drei Rassen weltweit konzentriert. Das hat mich schon beschäftigt. Dazu ist Österreich ein total vielfältiges Land, alleine vom geographischen Aufbau her und von der gewachsenen bäuerlichen Kultur. Es war mir ein großes Anliegen, diese Vielfalt zu erhalten. Danach ging es Schritt für Schritt weiter zur ARCHE. Ich habe mit meinem ganzen Geld Kühe gekauft und die Zucht begonnen.
Die ARCHE Austria ist als Verein 1986 gegründet worden. Und seit es die ARCHE Austria gibt, ist keine einzige Rasse, die bekannt war, ausgestorben. Wir sind sozusagen das Dach der seltenen Rassen, betreiben viel Vernetzung der einzelnen Zuchtverbände und tragen die Geschichte der seltenen Rassen nach außen.
Wir halten Pustertaler Sprinzen als Hauptrinderrasse und auch Schwarze Pinzgauer, das ist der schwarze Farbschlag des Pinzgauerrindes, die ganz, ganz selten sind. Weiters haben wir die Blobe Ziegen, Mangaliza Schweine, als Haus- und Hofhund einen Österreichischen Kurzhaarpinscher, das ist die einzige autochthone (also einheimische) Nicht-Jagdhunderasse in Österreich und traditioneller Beschützer des Federviehs. Als Hühnerrasse haben wir die einzigen Ausländer am Hof, das sind Appenzeller Spitzhaubenhühner, das ist eine ganz seltene Schweizer-Rasse.
Eine ganz große Herausforderung waren die Verhandlungen mit dem ÖPUL, dem Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft, wo es auch um die Förderung der Maßnahmen seltener Nutztierrassen geht. Wir mit unseren seltenen Nutztierrassen machen nur 1 % des gesamten ÖPUL aus, da erreichen wir bei der Biodiversität mit wenig Geld sehr viel. Und natürlich ist es für mich auch immer eine brutale Gradwanderung, im Vollerwerb überhaupt davon leben zu können. Bei unserer Betriebsgröße muss man sehr flexibel sein, damit der Hof wirtschaftlich geführt werden kann. Beispielsweise kommt bei mir der Forst dazu und ist ein wichtiger Bestandteil.
Ein lebenswertes Österreich für mich ist, wenn man einfach schaut, dass wir unsere Biodiversität, die wir von unseren Vorfahren bekommen haben, weiterhin erhalten und versuchen, sie in unser Leben zu integrieren. Und dass wir einfach sehen – egal ob Bauer oder nicht –, dass wir auf einer Insel der Seligen leben. Man muss sich dessen nur bewusst werden und das ganze Negative ablegen. So macht das Leben Spaß.
kontakt: archebauern@gmail.com