Alpines Steinschaf

Spartenbetreuer

DI Mathias Kinberger
Bruckbergstraße 50
5700 Zell am See

0664/2209208
mathias_kinberger@gmx.at

Verantwortliche Organisation

Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen
Schwarzstraße 19
5020 Salzburg

0662/870571 257
sz@lk-salzburg.at

www.schafe-ziegen-salzburg.at

Rassestandard

Das Alpine Steinschaf ist ein feingliedriges, kleines bis mittelgroßes Gebirgsschaf mit breitem und tiefem Körper. Mutterschafe erreichen ein durchschnittliches Gewicht von 40 bis 60 kg, Widder von 55 bis 80 kg. Rassetypisch ist, dass Gesichtsfeld, Unterkiefer sowie die Füße unbewollt sind und die Schafe nur Deckhaare tragen. Lämmer sind im Gegensatz dazu im Gesichtsbereich und an den Extremitäten stärker bewollt.

Die bei beiden Geschlechtern häufig auftretende Mähnenbildung im Brust- und Nackenbereich sind Zeichen des ursprünglichen Rassetyps.

Die Stirn ist mit kurzer, meist heller Wolle bedeckt. Das Kopfprofil ist gerade, das Nasenbein leicht gebogen. Die kurzen, spitz zulaufenden Ohren mit viel Spiel stehen waagrecht bis leicht hängend ab. Die sehr harten, kleinen und am Außenrand scharfkantigen Klauen machen das Steinschaf zu einem sicheren Kletterer sowie nicht anfällig gegen Moderhinke. Auffallend ist das ausgesprochen trockene Fundament. Der lange bewollte Schwanz reicht mindestens bis zum Sprunggelenk. Bei beiden Geschlechtern kommen behornte und unbehornte Tiere vor, wobei das männliche Horn deutlich stärker ausgebildet ist. Typisch für das Alpine Steinschaf, wie auch für die übrigen Steinschafrassen, ist die grobe Mischwolle. Beim Alpinen Steinschaf kommen alle Farbschläge vor, wobei die Lämmer grauer Tiere schwarz fallen. Häufig treten Pigmentierungen des Gesichtsfeldes und der Ohren auf.

Verbreitung

Zu Beginn des 20 Jhd. erstreckte sich das Verbreitungsgebiet des Alpinen Steinschafes noch schwerpunktmäßig über den gesamten Alpenhauptkamm. Bereits vor knapp 100 Jahren versuchte man diese bodenständige Rasse durch Einkreuzung von u.a. englischen Hampshire-Böcken zu verdrängen, deren Bestände später im Schwarzköpfigen Fleischschaf aufgingen. Um 1950 war das Alpine Steinschaf in verschiedenen Schlägen in einigen Regionen der Alpen noch relativ stark präsent. In den 60er Jahren wurden v.a. in Salzburg und Oberösterreich (Salzkammergut) die letzten noch vorhandenen größeren Bestände endgültig systematisch verdrängt. Alpine Steinschafe wurden gezielt aufgekauft und der Schlachtung zugeführt. Die triebigen Steinschafwidder wurden von Gemeinschaftsalmen verbannt. Ende der 80er Jahre setzen erste Erhaltungsbemühungen in Österreich und Bayern ein. Seit November 1999 wird die Rasse in Österreich planmäßig gezüchtet.

Zuchtgeschichte

Das Alpine Steinschaf repräsentiert neben dem Krainer Steinschaf noch den Typ des alten mischwolligen, asaisonalen Steinschafes ohne Bergamaskereinkreuzung. Diese beiden ursprünglichen Rassen der Steinschafgruppe haben eine sehr alte Abstammung, deren Ursprung auf das Zaupelschaf bzw. das neolitische Torfschaf zurückgehen und sind damit die ältesten Schafrassen des Ostalpenraumes.

Leistungsdaten

Das Alpine Steinschaf hat einen asaisonalen Brunstzyklus mit meist zwei Lammungen pro Jahr. Zwillingslämmer sind die Regel. Aufgrund der Frühreife erfolgt die Erstzulassung im Alter von 6 bis 7 Monaten. Die extrem triebigen Steinschafwidder bedingen kurze Zwischenlammzeiten und eine hohe Fruchtbarkeit. Die täglichen Zunahmen liegen bei Schlachtlämmern im Bereich von 200 bis 250 g. Hohe Zuwachsleistungen werden bei der Alpung erzielt. Das Alpine Steinschaf ist sehr genügsam. Lämmer zeigen bei reiner Grundfütterung gute Zuwachsleistungen. Milchlämmer erreichen mit 6 bis 8 Monaten ein Lebendgewicht von 30 bis 35 kg (Schlachtkörper von 12 kg), reife Lämmer mit 10 bis 11 Monaten ein Lebendgewicht von rund 40 kg (Schlachtkörper von 15 bis 19 kg).

Wirtschaftlichkeit/Vermarktung

Hohe Fruchtbarkeit, gute Zuwachsleistungen und eine besondere Fleischqualität bei reinen Grundfuttergaben sind die herausragenden Eigenschaften der Rasse. Gute Futterverwertung, Robustheit und Genügsamkeit machen das Alpine Steinschaf zu einer echten Extensivrasse. Junglämmer bis 8 Monate liefern mageres, fettarmes Fleisch besonderer Qualität. Reife Lämmer mit 10 bis 11 Monaten eignen sich aufgrund des gut marmorierten Fleisches besonders für Grillspezialitäten. Der besonders feinknochige Körperbau bedingt eine gute Schlachtausbeute.

In Kombination mit den attraktiven Vliesfarben von meliert über silbergrau bis anthrazitfarben zeigt das Alpine Steinschaf hinsichtlich der Kriterien Spinnbarkeit, Filzeigenschaften und Farbaufnahme die besten Wollverarbeitungseigenschaften unter den Generhaltungsrassen. Wer neben hoher Fleischqualität zusätzlich noch auf die Wollverarbeitung setzen möchte, ist mit dem Alpinen Steinschaf doppelt gut bedient. Die grobe Mischwolle ist sehr gut spinnbar und eignet sich beispielsweise besonders für die Herstellung von Socken. Die Wolle hat eine intensive Farbaufnahme und lässt sich besonders gut filzen.

Erfahrungsberichte

„Diese mischwollige alte Landschafrasse ist aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit, Anspruchslosigkeit, hohen Fruchtbarkeit und problemlosen Ablammung sehr beliebt und eignet sich hervorragend zur Dreifachnutzung Milch – Wolle – Fleisch in rauer Witterung der Hochlagen. Überdurchschnittlich viel Wollfett und die lange gescheitelte grobe Mischwolle verhindert ein Durchfeuchten bei Regen und Schnee.“ Spartenbetreuer Günter Jaritz, Unken

„Das Alpine Steinschaf ist standorttreu bei der Alpung und die Tiere kommen im Herbst sehr rund retour.“ Leo Ammerer, Zuchtwart Alpines Steinschaf, Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen, Saalfelden

„Die Wolle des Alpinen Steinschafes verfilzt überdurchschnittlich schnell. Ich bin dadurch viel schneller fertig. Filzprodukte wie z.B. Filzpatschen halten auch vergleichsweise länger!“ Irmgard Herbst, Aschlbäurin, Unken

„Das Lammfleisch zeigt weniger Fett, ist viel schmackhafter, fester und feinfasriger als bei anderen Rassen. Jedem ist der besondere Geschmack, der auf Begeisterung stieß, sofort aufgefallen.“ Hasenauer Rupert, Hasenaubauer, Hinterglemm

Eignung und Haltung

Zutrauliche Allrounder für Neueinsteiger

Der klein- bis mittelrahmige Körper gewährleistet eine gute Handhabung der Schafrasse bei der Schur, Klauenpflege und bei der täglichen Zuchtarbeit. Aufgrund ihrer Zutraulichkeit ist die Rasse gut geeignet für Neueinsteiger sowie für die Haltung in kleinen Beständen und bei Umtriebsweiden. Das Alpine Steinschaf hat aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit einen sehr breiten Einsatzbereich. Es ist sowohl für die Koppelhaltung als auch für die Alpung im Hochgebirge bestens geeignet. Die Tiere sind bei der Alpung sehr standorttreu. Die sehr harten, kleinen und am Außenrand scharfkantigen Klauen machen das Alpine Steinschaf zu einem sicheren Kletterer sowie nicht anfällig gegen Moderhinke. Die Tiere zeigen rassespezifisch eine hohe Unempfindlichkeit gegenüber Verwurmung. Aufgrund der hohen Fruchtbarkeit und der ausgeprägten Mutterinstinkte ist das Alpine Steinschaf für Gebrauchskreuzungen mit Fleischrassen besonders geeignet.

Projekte

Das Steinschaf-Wollprojekt

Das österreichisch-deutsche Wollprojekt vermarktet rassetypische Wolle des Alpinen Steinschafes mit eigenem Qualitätssiegel. Die Produktpalette ist breit und reicht von Pullovern und Strickwesten über Socken bis zu sowohl praktischen als auch modischen Filzprodukten. Einmal im Jahr wird die Wolle der Alpinen Steinschafe der österreichischen und bayerischen Bestände zentral gesammelt und zu hochwertigen Woll- und Filzwaren veredelt. Engagierte Steinschafzüchter organisieren die Vermarktung der Produkte.

Literatur

Ludwig Führer: Studien zur Momographie des Steinschafes, Wien 1911.
Roswitha Baumung: Genetische Differenzierung von Schafrassen im Ostalpenraum. Wien 2002.