Kärntner Brillenschaf

Spartenbetreuer

Eduard Penker
Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten
Museumgasse 5
9020 Klagenfurt

0463/5850-1523
eduard.penker@lk-kaernten.at
www.brillenschafe.at

Verantwortliche Organisation

Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten
Museumgasse 5
9010 Klagenfurt

0463 5850 1523
schazi@lk-kaernten.at

www.brillenschafe.at

 

 

Rassestandard

Das Kärntner Brillenschaf ist ein kräftiges, mittelgroßes, weißes Schaf mit stark geramstem, unbewolltem Kopf und mittellangen, hängenden bis leicht abstehenden Ohren. Besondere Kennzeichen sind die schwarzen Flecken (Brillen) um die Augen sowie die in der äußeren Hälfte bis zu zwei Drittel schwarzen Ohren, fallweise auch schwarze Flecken an den Lippen. Die Pigmentierung reicht von einem schwarzen Augenrand ohne Ohrenpigment bis zu ausgeprägtem, oben beschriebenen Pigment. Der Kopf ist unbewollt, die Wolle beginnt erst hinter den Ohren.

Verbreitung

Das ursprüngliche Kernverbreitungsgebiet liegt in den Südlichen Kalkalpen in Kärnten. Das Kärntner Brillenschaf ging aus der Kreuzung des alten Landschafes mit dem Bergamaskerschaf und insbesondere dem Paduaner Seidenschaf hervor und war früher über weite Teile Österreichs und über das bayrische Alpen- und Voralpengebiet verbreitet.

Zuchtgeschichte

Das Kärntner Brillenschaf ist im Laufe des 19. Jahrhunderts in Kärnten aus Kreuzungen der damaligen Landschafe mit italienischen Bergamasker und vor allem Paduaner Schafen entstanden. Es war aufgrund seiner Größe und seiner Robustheit ein sehr beliebtes Schaf und in weiten Teilen Österreichs verbreitet. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden jährlich an die 30.000 Kärntner Schafe nach Frankreich und etwa 14.000 in die Schweiz verkauft. Noch im Ersten Weltkrieg und in der Zeit danach schätzte man diese Schafe aufgrund ihrer Größe und der hervorragenden Schlachtleistung. Im Jahre 1939 kam es im Zuge der „Rassenbereinigung” zu einer fast vollständigen Verdrängungskreuzung mit “reinweißen” Bergschafen. In kleinen Beständen konnte sich das Kärntner Brillenschaf jedoch vereinzelt halten und vor etwa 15 Jahren begann man mit der gezielten Erhaltungszucht. Aus zunächst 17 weiblichen und sechs männlichen Tieren hat sich der Bestand in Österreich heute soweit stabilisiert, dass mit dem Aussterben dieser alten Rasse nicht zu rechnen ist.

Es wurden mehrfach Tiere aus Deutschland nach Österreich gebracht, um zu starke Inzucht zu vermeiden. Da sich aber die Bayrischen Brillenschafe im Laufe der jahrzehntelangen Isolation von ihren ursprünglichen "Stammeltern" in Kärnten in eine andere Richtung entwickelt hatten, war man bestrebt, die österreichische Population möglichst nach dem Vorbild des alten "Seeländer Schafes" mit allen seinen in alten Zeiten so begehrten Vorzügen zu erhalten und ging gezielt im Ursprungsgebiet dieser Rasse, in Seeland, im heutigen Slowenien auf die Suche. Unter den schwierigsten Umständen konnte man wenige Einzeltiere finden und 1990 gelang der erste Import eines Widders, dem 1992 ein weiterer Bock und 5 weibliche Tiere folgten. So wurden 1992 schon wieder 150 Kärntner Brillenschafe in Österreich gezählt. Die engagierten Züchter haben im Dezember 1995 einen eigenen "Verein der Kärntner Brillenschafzüchter Alpen-Adria" mit Sitz in Ferlach gegründet.

Heute ist das Kärntner Schaf unter dem bezeichnenderen Namen "Kärntner Brillenschaf" bekannt. Der "Verein der Kärntner Brillenschafzüchter Alpen-Adria" hat seit seinem Bestehen schon viel erreicht. So gibt es in Österreich mittlerweile wieder 105 Züchter des Kärntner Brillenschafes, den Großteil davon in Kärnten, aber auch in Salzburg und Deutschland gibt es begeisterte Anhänger dieser Rasse. Der Bestand ist in Österreich auf 1533 Brillenschafe angewachsen, davon 150 Zuchtwidder und 1400 weibliche Zuchtschafe (Stand Januar 2002). In Deutschland schätzt man den Gesamtbestand auf etwa 300 Tiere. In Südtirol wird die Rasse unter dem Namen "Villnößer Schaf" gezüchtet und der Bestand auf 800 bis 900 Tiere geschätzt. Letztlich ist auch im eigentlichen Ursprungsland dieser Schafe, in Slowenien, die Zucht mittlerweile in einem Schafzuchtverband organisiert. Hier heißt die Rasse Jezersko-Solcavska Rasse nach den Orten Jezersko und Solcava, in denen die Zucht dieser Schafe am meisten verbreitet war. Über das Interreg-Projekt "Kärntner Brillenschafzucht ohne Grenzen" arbeiten die Vereine in Österreich und Slowenien eng zusammen und auch mit den deutschen und Südtiroler Züchtern findet immer wieder Informationsaustausch statt.

Je mehr Leute diese Schafe in ihr Herz schließen, desto mehr Unterstützung gibt es bei der wichtigen Aufgabe, diese Rasse zu erhalten. So hat sich der deutsche Optiker Günther Fielmann, der selber ökologische Landwirtschaft auf seinen mittlerweile vier Höfen in Norddeutschland betreibt, für die Brillenschafe begeistern können und hält eine beachtliche Herde Kärntner Brillenschafe und andere alte Haustierrassen auf seinen Gütern. Er hat dem Verein mit einer großzügigen finanziellen Unterstützung die umfangreiche Genotypenanalyse erst ermöglicht.

Ähnliche Rassen

Ein Ziel der Doktorarbeit von Dr. Katharina Schwend war es, die genetische Differenzierung der Kärntner Brillenschafe gegenüber anderen Schafrassen zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass die untersuchten vier Schafrassen Kärntner Brillenschaf, Bergschaf, Villnößer Schaf und Texelschaf durchaus genetisch differenzierte Populationen darstellen, der Grad der Differenzierung jedoch als mäßig zu bewerten ist. Das Kärntner Brillenschaf steht genetisch den Villnößer Schafen am nächsten und die Texelschafe sind, wie erwartet, von den drei alpinen Rassen am weitesten distanziert. Für die Zuordnung eines unbekannten Tieres zu seiner Ursprungsrasse anhand des Genotyps erwiesen sich diese 11 Marker für die vier untersuchten Rassen als unzulänglich. Auch der sichere Nachweis eines Kreuzungstieres zwischen den Rassen war nicht möglich.

Leistungsdaten

Das Kärntner Brillenschaf verfügt beim Widder über eine Widerristhöhe von 75 - 80 cm, beim Schaf von 70 - 75 cm und über ein Gewicht von 75 - 95 kg bzw. 55 - 75 kg. Der mittelgroße Typ beinhaltet auch größerrahmige Typen, die bei den Zuchtwiddern Gewichte bis ca.100 kg und bei den Mutterschafen bis 85 kg erreichen können.

Das Schlichthaarwolle weist eine große Länge und meist seidigen Glanz auf. Es waren früher auch melierte, braune und tiefschwarze Vliese zu finden. Wollcharakter: von stichelhaariger Schlichtwolle bis zu einem Vlies, das dem des damaligen deutschen veredelten Landschafes entsprach. Der jährliche Wollertrag beträgt bei Widdern 3-5 kg, bei weiblichen Tieren 2,5-4,5 kg.

Wirtschaftlichkeit/Vermarktung

Besonders hervorzuheben sind ein würziger, wildbretähnlicher Fleischgeschmack, geringer Fettansatz des Fleisches, gute und feinfasrige Fleischqualität. Hohe Fruchtbarkeit, feine Wollqualität, guter Mutterinstinkt und Leichtfüttrigkeit machen das Kärntner Brillenschaf zu einer wertvollen Rasse.

Eignung und Haltung

Es handelt sich um robuste, anspruchslose Schafe mit guter Fruchtbarkeit und hoher Milchleistung der Mutterschafe (schnellwachsene Lämmer). Kärntner Brillenschafe gelten als sehr anpassungsfähig.

Projekte

In den letzten Jahren konnte die Rasse dank der guten Fleischqualität gerade im Bereich der Direktvermarktung weiterentwickelt werden. Der „Verein der Kärntner Brillenschafzüchter Alpen-Adria“ vermarktet Fleisch- und Dauerwurstspezialitäten, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.