Montafoner Steinschaf

Spartenbetreuer

Markus Stadelmann
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Verantwortliche Organisation

Vorarlberger Schafzuchtverband

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Rassestandard

Das Montafoner Steinschaf oder Montafoner Schaf steht im Zaupelschaf-Steinschaftypus. Es ist ein eher kleinrahmiger, sehr fruchtbarer, alpiner, insgesamt typischer Vertreter der Landschafe.
Färbung: Es kommen sowohl reinfarbig weiße, schwarze, braune bis beige und graue sowie gefleckte Tiere vor. Als Hauptfarben gelten weiß und schwarz. Als braun wird ein von Geburt an braun pigmentiertes Tier bezeichnet. Im Gegensatz dazu färbt sich die Wolle der schwarz geborenen Tiere erst durch Sonneneinstrahlung in braun um. Häufig sind „Brillen“ (pigmentierte Augen) und „Rehfärbige oder Wildfärbige“ (schwarze oder braune Tiere mit hellerem Bauch). Einfärbige schwarze Tiere haben meist weiße Flecken an Kopf und Schwanz. Bei weißen Tieren ist die Pigmentierung der unbewollten Körperstellen und Klauen erwünscht (Sonnenschutz, harte Klauen). Es soll die gesamte Vielfalt an Farbvarianten erhalten werden, wobei die graue am ehesten zurückgedrängt werden kann, da sie nie sehr stark in Erscheinung getreten ist, und so eine Differenzierung zu den im Zuchtgebiet ebenfalls gehaltenen Tiroler Steinschafen und Heidschnucken ermöglicht wird.
Wolle: Die auffallend glänzende Mischwolle dient in erster Linie dem Schutz vor Witterung für das Schaf. Sie besteht aus grobem Grannenhaar, sehr feiner Unterwolle und Stichelhaaren. Männliche Tiere besitzen eine Mähne aus Grannenhaaren an der Brust. Gesichtsfeld, Unterkiefer und Füße sind bei ausgewachsenen Tieren unbewollt.
Wollstärke: ca. 30 Mikrometer

Größe der ausgewachsenen Tiere:
Widerristhöhe [cm] 55-70
Kreuzhöhe [cm] 60-75
Rumpflänge [cm] 62
Kopflänge [cm] 20-25
Brustumfang[cm] 65-80
Gewicht der Erwachsenen [kg] männlich 50-70 weiblich 35-55

Form: In beiden Geschlechtern kommen sowohl hornlose als auch gehörnte Tiere vor. Derzeit überwiegen die hornlosen Tiere. Der Kopf des Bockes soll rassetypisch männlich, jener des Schafes ohne Ramsung (Profillinie) und edel sein: Ober- und Unterkiefer gleich lang. Ohren kurz bis mittellang, nicht hängend. Körper klein- bis mittelrahmig, harmonisch, robust, breit und tief mit straffer Oberlinie ohne Schulterschnürung und nicht zu stark abfallendem Becken, durchschnittlich bemuskelte Schultern und Schenkel, Gliedmaßen sehnig und leicht, parallel gestellt, Gelenke sehr trocken, Fesseln kräftig und mäßig entwickelt, Klauen hart und geschlossen, Gangart lebhaft, leicht und gerad, guter Wuchs und typische Geschlechtsmerkmale (siehe Kopf).
Euter: gute Milchleistung zur Lämmeraufzucht (gemolken werden die Schafe nicht).
Hoden: deutlich ausgeprägt, Skrotum nicht unter die Höhe des Sprunggelenkes reichend.
Schwanz: bewollt, reicht über das Sprunggelenk, am Ende oft ein typischer Knick.
Charakter: lebhaftes, zutrauliches Schaf mit guten Muttereigenschaften, Widder nicht aggressiv, gutes Sozialverhalten, Herdentrieb, guter Instinkt für Alpung, Standorttreu;
Zuchtziel: Angestrebt wird die Erhaltung des ursprünglichen Typs. Ein kleines, futterdankbares, robustes und langlebiges Schaf mit guter Fruchtbarkeit und problemlosen Ablammungen, hoher Aufzuchtleistung und guten Muttereigenschaften. Ein leichtes, trittsicheres und gebirgsgängiges Schaf mit harten Klauen, das geeignet ist, höchste Alpflächen und extreme Steilhänge zu nutzen. In der Selektion wird daher neben den genannten Exterieurmerkmalen auf ausgezeichnete Fitness und Gesundheit, gute Fruchtbarkeit, gute Leistungsfähigkeit hinsichtlich Geländegängigkeit, Robustheit und Landschaftspflegeeignung unter alpinen Bedingungen besonderer Wert gelegt. Hohe Wirtschaftlichkeit aufgrund der guten Futterverwertung, Anspruchslosigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten.
Der natürlich proportionierte Körperbau mit eher mäßiger Bemuskelung ist für die Gebirgstauglichkeit und leichten Ablammungen bedeutsam. Aufgrund der geringen Körpergröße ergeben sich Vorteile wie geringer Erhaltungsbedarf, feinfasrige Fleischstruktur und Erleichterung der Pflegearbeiten (Scheren und Klauen schneiden).
Selektion: Die Selektion nimmt in erster Linie auf die Erhaltung aller Blutlinien Bedacht; Strenge Reinzucht und Inzuchtvermeidung durch die gezielte Anpaarung und Haltung einer möglichst großen Anzahl männlicher Tiere. Die große genetische Variabilität (alle Wollfarben und sowohl behornte als auch hornlose Tiere) ist erwünscht und soll erhalten werden. Zu große Tiere und krankheitsanfällige Schafe sind von der Zucht auszuschließen.

Verbreitung

Beim Montafoner Steinschaf handelt es sich um einen autochthonen (alteingesessenen) Reliktbestand der sich in Gaschurn, im hintersten Teil des Montafonertales (Vorarlberg) bis in jüngste Zeit halten konnte. Ursprünglich waren ähnliche Tiere vermutlich über ganz Vorarlberg und darüber hinaus verbreitet, wie an Hand von alten Fotografien und Bildern nachgewiesen werden kann.
Heute gibt es neben der Vorarlberger Population, die über das ganze Bundesland verbreitet ist, auch eine Zucht in Bayern. Die Konzentration auf das Bundesland Vorarlberg ermöglicht eine zielgerichtete Zucht, einfachen Widdertausch und die Beibehaltung der lokalklimatischen Anpassung der Rasse.
Für das Montafon ist auch die kulturhistorische Bedeutung zu berücksichtigen. Für Seuchenfälle und andere Gefahren ist eine weitere Verbreitung bzw. Absicherung des Bestandes wünschenswert.

Zuchtgeschichte

Das Montafon ist der südlichste Landesteil des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg, in den nördlichen Zentralalpen in der Mitte des Alpenbogens gelegen.
Bis ins Mittelalter wurde rätoromanisch gesprochen. Es war lange Zeit eine sehr arme Gegend und stellte zugleich ein Rückzugsgebiet für eine alte bäuerliche Kultur dar (Sauerkäse, Getreidesorten, Maisäßkultur, Nutztierrassen). Das Tal hatte aufgrund seiner ausgedehnten, rauen Alpflächen, die sich zum Teil nur für Schafe eigenen, schon in historischer Zeit einen sehr hohen Schafbestand.

So schreibt Joseph Rohrer 1796: "Der Montafoner grenzt an den Klosterthaler; er theilet mit letzterem eben dieselbe Anlage des Bodens. Er hat gleichfalls nur Grasland, und Alpen; und doch ist er reicher, als der Klosterthaler. Diesen Umstand kann man sich nicht anders erklären, als dadurch, daß der Bewohner des Thales Montafon sich mehr oder vielmehr einzig auf die Schafzucht verlegt. [...] Mehrere tausend Schafe sind es, welche der Montafoner alle Jahre in seiner hohen Berg-Region erzielet. Er fürchtet nicht, daß die strenge Luft und der schneidende Frost seinen geliebten Thieren, welche ihm innerhalb seiner Klippen reichlichen Erwerb verschaffen, schade, und widerlegt durch die Praxis, was mancher Theoretiker in der Stube anders und besser wissen will. Der Montafoner folgt willig seinen Schafen über die von ihnen gesuchten Brombeerhügel; und nur dann, wann ein Widder sich zu nahe an die Glettscher wagt, wird sein Herz mit banger Traurigkeit erfüllt. Denn aus leidiger Erfahrung weiß er es, daß, wenn einem einzigen Widder das Unglück widerfährt, in eine durch Schnee unkenntlich gewordene Bergspalte zu stürzen, eine ganze Reihe Schafe in eben denselben Abgrund eile!"

Es wurden also von Alters her Schafe im Montafon gezüchtet. Bis zum Bau des Arlbergbahntunnels, 1884, durch den bis von Ungarn und Bosnien Schafe eingeführt und auf Montafoner Alpen gesömmert wurden, dürfte dieser Schafbestand auch relativ unbeeinflusst von anderen Rassen geblieben sein. Jedenfalls scheint dies aus der Arbeit von Franz Josef Weizenegger hervorzugehen.
Er schreibt über die Zeit um 1820: „Die Schafzucht wird in Sonnenberg und Montafun so weit betrieben, daß jährlich eine große Zahl in die Schweiz und nach Schwaben abgegeben werden kann. Die Wolle gehört zu den gemeinsten Sorten, weil Niemand an eine Kreuzung mit guten Widdern denkt, und im Falle dieses auch geschähe, das rauhe Klima bald wieder eine Entartung herbeiführen würde. Die weibliche Kleidung besteht in den Thälern noch größtentheils aus diesem Stoffe, die Wolle wird von Hand und in neuester Zeit zu Schruns auch mit der Maschine gesponnen.“

Die Bedeutung der Schafzucht zeigt auch eine Viehzählungsstatistik von 1844 aus Schruns (Hauptort des Montafons): Damals standen 808 Rinder 1911 Schafen gegenüber. Durch die Einfuhr fremder Schafe wurde die ursprüngliche Rasse verkreuzt und konnte sich rein nur in den abgelegensten Orten erhalten. Schon im Jahre 1920 wurde dieser Umstand von Eduard Bayer zum Anlass genommen, im Rahmen seiner Diplomarbeit eine „Untersuchungen über das Schaf des Montavons (Vorarlberg und des Paznauntales (Tirol).“ durchzuführen. Diese Arbeit diente als Grundlage für den Aufbau der heutigen Zucht. 1988 wurde von privater Seite begonnen, aus den vorhandenen Restbeständen im Montafon mit Hilfe deutscher Experten phänotypisch passende Tiere anzukaufen und mit diesen einen Zuchtbestand aufzubauen. Mit Unterstützung der Stiftung Pro Specie Rara (Schweiz) wurde ein privates Zuchtbuch erstellt.
Zunächst wurde die Rasse in Österreich aber nur vom VEGH (jetzt ARCHE AUSTRIA) anerkannt. Die ÖNGENE erwirkte, dass dreizehn Jahre später für das Montafonerschaf vom Vorarlberger Schafzuchtverband ein offizielles Herdebuch eingerichtet wurde. 2002 wurde mittels genotypischer Analysen eindeutig festgestellt, dass es sich bei diesen Tieren um eine eigenständige Population handelt. Heute ist das Montafoner Steinschaf in Vorarlberg die zweitstärkste Rasse.
Der Vorarlberger Schafzuchtverband fungiert als Verantwortliche Organisation (VO).

Ähnliche Rassen

Das Montafoner Steinschaf wird der Rassengruppe der Zaupelschafe – Steinschafe zugerechnet, zu denen unter anderem auch das Waldschaf und alle anderen Steinschafschläge gerechnet werden. Gemeinsames Kennzeichen dieser Gruppe ist raue Mischwolle, kleine abstehende Ohren, Feingliedrigkeit und ein langer Schwanz.

Eduard Bayer vermutet, dass das Montafoner Steinschaf der nächste Verwandte des Bündnerschafes ist, und somit ein direkter Nachfahre des "Torfschafes" der Pfahlbauten (ovis aries palustriensis). Schon aus kulturgeschichtlichem Interesse wäre daher ein endgültiges Aussterben ein großer Verlust.
In der Vergangenheit haben verschiedene Rassen Einfluss auf das Montafonerschaf genommen. In jüngster Zeit vor allem das Tiroler Bergschaf (Bergamasker). So wurde immer wieder angezweifelt, ob es sich bei den Montafonern wirklich noch um eine eigenständige Rasse handelt.
Die im Jahr 2002 von der Universität für Bodenkultur im Auftrag der ÖNGENE durchgeführte Untersuchung ergab aber eine sehr große genetische Distanz zu allen anderen österreichischen Schafrassen und dass es sich „beim Montafoner Steinschaf um eine eigenständige und besonders erhaltenswerte Population handelt“.

Vergleich mit anderen Rassen:
Interessant ist der direkte Vergleich mit anderen Schafen. Züchter, die mit mehreren Rassen Erfahrungen gemacht haben, berichten beispielsweise, dass die Montafoner im Vergleich mit Krainer Steinschafen wesentlich mehr Wasser benötigen (besonders die Widder). Dies ist aus der Anpassung an die unterschiedlichen Lebensräume zu erklären. Zum einen das regenreiche, zentralalpine Montafon, wo selbst auf höchsten Alpflächen zumindest von Schneefeldern genügend Wasser zur Verfügung steht, während die Krainer Steinschafe aus dem südalpinen Karstgebiet stammen, wo auf den Almen Wassermangel herrscht.
Eine weitere Besonderheit stellt die Anspruchslosigkeit gegenüber dem Futter dar. Im Vergleich mit Alpinen Steinschafen (die sicher in dieser Hinsicht kaum Ansprüche stellen) konnte eine noch stärkere Tendenz zu Baum-, Strauch- und Unkrautverbiss festgestellt werden. Das Montafoner Steinschaf kann als Gegenteil von Shropshire-Schafen angesehen werden, die zur Pflege von Christbaumkulturen eingesetzt werden. Diese Rasse ist sehr mastfähig und selektiv in der Futterwahl, Nadelbäume werden nicht verbissen – die Montafoner würden von den Christbäumen nicht viel überlassen.

Vom Charakter her ist unsere Rasse sehr zutraulich. Natürlich kommt dies auch auf den einzelnen Züchter an, doch zeigt wieder der direkte Vergleich mit Schafen anderer Rassen in der gleichen Herde, dass eine gewisse angeborene Zutraulichkeit festzustellen ist. Dies dürfte ebenfalls auf die natürliche Selektion in den großen Alpflächen im Montafon zurückzuführen sein. Scheue Schafe wurden im Herbst nicht mehr gefunden und sind somit aus der Zucht ausgeschieden.

Leistungsdaten

Merkmal männlich weiblich
Widerrist [cm] 70 - 90 70 - 85
Gewicht [kg] 65 - 85 45 - 75

Hohe Fruchtbarkeit, asaisonales Brunstverhalten, (ein bis zwei Lämmer, manchmal auch Drillinge bei meist zwei Ablammungen pro Jahr). Erstablammung ab einem Alter von neun Monaten, leichte Geburten, problemlose Aufzucht sind die Stärken des Montafoner Steinschafes. In der körperlichen Entwicklung sind die Lämmer spätreif. Dies ermöglicht eine langsame Mast, flexible Wahl des Schlachtzeitpunktes und eine lange Nutzungsdauer der Mutterschafe. Mittlere Bemuskelung, hervorragende Fleischqualität, stabiles Skelett; anpassungsfähig, gutes Sozialverhalten, geländegängig, gute Wüchsigkeit und gute Futterverwertung bei bescheidenen Futteransprüchen. Die Tiere sind widerstandsfähig gegen Krankheiten und kennen bei richtiger Fütterung kaum Klauenprobleme.

Wirtschaftlichkeit/Vermarktung

Montafoner Steinschafe sind keine Hochleistungstiere, sie erbringen ihre Leistung aber mit geringem Aufwand. Der kleinere Ertrag wird bei passender Betriebsstruktur durch die geringeren Kosten wettgemacht.
Die hervorragende, feinfasrige Fleischqualität wird von qualitätsorientierten Konsumenten und der Spitzengastronomie geschätzt. Von dieser Kundengruppe wird auch die geringere Ausprägung der wertvollen Fleischteile (Rücken, Keule) in Kauf genommen. Durch die leichten Schlachtkörper eignet sich die Rasse ideal für Selbstversorger und die Direktvermarktung. Die leichten Lämmer ermöglichen einen Verkauf von halben Schlachtkörpern (fünf bis sechs Kilogramm Fleisch) auch an kleinere Haushalte.
Für einzelne Betriebe ist die Landschaftspflege der größte Einkommensfaktor.
Die Wolle wird hauptsächlich für Isolationszwecke verwendet, teilweise aber auch in Heimarbeit zu diversen Textilwaren verarbeitet. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Färbung sind die Felle sehr attraktiv.
Gemolken werden die Schafe nicht.

Erfahrungsberichte

Ich züchte seit 20 Jahren Montafoner Steinschafe und habe diese Entscheidung nicht bereut.
Ursprünglich wollte ich einfach eine gefährdete Rasse vor dem Aussterben bewahren, das Kulturgut und die eventuell vorhandenen, positiven genetischen Eigenschaften erhalten. Mit den Jahren haben sich auch wirklich rassetypische Eigenschaften herausgestellt, wie Genügsamkeit, Anspruchslosigkeit, Widerstandsfähigkeit (keine Moderhinke), hervorragende Fleischqualität und keine Geburtsprobleme.
Die Pflege (Klauen schneiden, Schur) wird durch das geringe Körpergewicht sehr erleichtert. Diese Eigenschaften haben sich als ideal für meinen Betrieb erwiesen. Ich bewirtschafte extreme Steilflächen, Magerwiesen und Streuobstwiesen. Haupteinkommen meiner Landwirtschaft ist die Landschaftspflege – also Leistungsabgeltungen von Seiten der öffentlichen Hand und auch von Grundstücksbesitzern. Das qualitativ hochwertige Fleisch stellt nur einen Nebenerlös dar.

Für die extensive Haltung ist eine Rasse mit den Eigenschaften des Montafoner Steinschafs wesentlich wirtschaftlicher, verglichen mit Hochleistungstieren. Es wird zwar weniger Ertrag erzielt, der Aufwand (Tierarzt, Futterkosten,…) ist aber wesentlich geringer. Unterm Strich bleibt mehr!
Probleme gab es zunächst mit der Genügsamkeit in Bezug auf Futter.

Natürlich werden auch Obstbäume, Nadelbäume und Gartenpflanzen „zuverlässig verbissen“. Nun sehe ich auch diese Eigenschaft als großen Vorteil an. So sind auf der Weide kaum Weidereste vorhanden. Selbst Ampfer und ältere Brennesseln werden verbissen, Brombeeren in Schach gehalten. Sträucher und Bäume, Schilf und Stauden dienen den Schafen als Nahrung.
Eine gute Einzäunung ist allerdings Voraussetzung.

Eignung und Haltung

Fütterung: Die Rasse ist sehr gut geeignet zur Beweidung und Offenhaltung von Grenzertragsstandorten, also Grünland, wie Hanglagen und Alpflächen.
Es werden beispielsweise auch alte Brennesseln, Ampfer, Gehölz und Nadelholzzweige verbissen. Dies ist für die Offenhaltung von extensiv genutzten Hutweiden besonders bedeutsam, erleichtert die Weidepflege und verbilligt die Winterfütterung.

Um diese guten Eigenschaften, die kleine Statur und die Genügsamkeit beizubehalten, sollte auf den Einsatz von Kraftfutter weitestgehend verzichtet werden.
Im Winter ist genügend Heu und etwas Mineralstoff (Salzleckstein) das am besten geeignete Futtermittel, daneben können frische Nadelholzzweige, Heckenschnitt, … verfüttert werden. Es sollte soviel Futter vorgelegt werden, dass noch ein Futterrest verbleibt. Etwas altes Brot aus der Hand gefüttert fördert die Beziehung mit den Schafen.

An den Stall stellen die Tiere keine großen Ansprüche. Wichtig sind viel Luft und Licht, ausreichende Wasserversorgung und genügend Einstreu. Durchzug sollte vermieden werden. Warme, feuchte Ställe sind der Gesundheit abträglich. Besser ist ein kalter und trockener Stall.
Die Montafoner Steinschafe sind besonders geeignet für eine regionale, nachhaltige, ökologische Kreislaufwirtschaft. Haltung und Nutzung im ursprünglichen Lebensraum auf möglichst breiter genetischer Basis ist die adäquate Form, um alte alpine Schafrassen nachhaltig zu bewahren und gleichzeitig die biologische Vielfalt ihrer Lebensräume, Alp- und Bergweiden, zu erhalten.

Projekte

Kryokonservierung: Zur Absicherung im Falle einer Seuche oder anderer Ereignisse, wird das laufende Genreserveprogramm des Institutes für biologische Landwirtschaft in Wels seitens der Züchter unterstützt. Es wurden bisher neun unverwandte Widder in Wels abgesamt. Geplant ist, dass von allen Ursprungslinien Sperma eingelagert wird.

Landschaftspflege: Neben der ursprünglichen Nutzung als hochalpine Weidetiere werden die Schafe auf ihre Eignung in verschiedenen Beweidungsprojekten geprüft. Neben normaler extensiver Koppelhaltung haben sie sich im Projekt „Steinschafinsel“, das im Naturschutzgebiet Rheindelta/Bodensee durchgeführt wurde, sehr gut bewährt.

Zucht: Als Zuchtziel an erster Stelle steht die Bewahrung und Verbesserung der ursprünglichen Eigenschaften. Das heißt, dass nicht in erster Linie nach Leistungsparametern, sondern auf die nicht quantifizierbaren Faktoren geachtet wird.

Dazu zählen Parasitentoleranz, Futterdankbarkeit (z.B. Brennesselverbiss) und die Selektion auf Tiere, die eine Parasitentoleranz und keine Mückenallergie aufweisen.
Vermarktung: In der Vermarktung ist das größte Problem das geringe Angebot. Es könnte wesentlich mehr Lammfleisch vermarktet werden, als vorhanden ist. Trotzdem wird speziell zur Spitzengastronomie der Kontakt gesucht, um auf diese Weise auch eine Rückmeldung über die Fleischqualität zu erhalten.

Literatur

Joseph Rohrer: Uiber die Tiroler. Ein Beytrag zur Oesterreichischen Völkerkunde. Wien 1796. Faksimiledruck, hgg. vom Dachverband für Heimatpflege und Heimatschutz in Tirol. Bozen 1985.

Franz Josef Weizenegger: Vorarlberg. Aus den Papieren des in Bregenz verstorbenen Priesters Franz Joseph Weizenegger. In drei Abtheilungen. Bearbeitet und herausgegeben von Meinrad Merkle. 1. Abtheilung, Innsbruck 1839, Reprint, Bregenz 1989

Eduard Bayer: Untersuchungen über das Schaf des Montafons (Vorarlberg) und des Paznauntales. (Tirol). Wien 1922.

Judith Maria Rollinger, Robert Rollinger (Hg.): Montafon 1. Mensch-Geschichte-Naturraum. Die lebensweltlichen Grundlagen (Das Montafon in Geschichte und Gegenwart, 1). Schruns 2005. Seite 307 Christian Stadelmann: Das Braunvieh. Eine Repräsentation.

Roswitha Baumung: Genetische Differenzierung von Schafrassen im Ostalpenraum. Wien 2002.

Weblinks

Die Homepage für das Montafoner Steinschaf mit weiteren Informationen, Tierbörse, Züchteradressen,…: http://www.steinschaf.at