Landgans

Spartenbetreuer
Mag. Florian Glaser
Walderstraße 32
6067 Absam

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florian.glaser@aon.at

 

 

Rassestandard

Einen Rassestandard im eigentlichen Sinn gibt es von der Österreichischen Landgans nicht, da es sich bei dieser um einen Schlag und nicht um eine anerkannte Rasse handelt.

Der Schlag lässt sich aber wie folgt beschreiben: Da die Landgans in allen Teilen Österreichs beheimatet war, ist sie regional in Form und Größe etwas verschieden. Die unverfälschte Österreichischen Landgans kommt in der Figur aber immer der Graugans sehr nahe. Ein wohlgeformter schiffsähnlicher Rumpf bei den Jungtieren, nicht aufgerichtet wie bei den Höckergänsen. Nach der ersten Brut bildet sich dann meist eine Bauchwamme aus, sodass sich der Rumpf etwas verändert. Die Bauchwamme soll möglichst klein, einfach und nicht doppelt sein und in der Mitte sitzen. Ideal wäre aber ein mäßig tiefer und mäßig breiter, kräftig bemuskelter Rumpf ohne Kehl- und Bauchwamme. Angestrebt wird ein Lebendgewicht von durchschnittlich 5,5 bis 6 kg bei der Gans und bis zu 7 kg beim Ganter. Die Schwanzpartie soll schön geschlossen sein, kein gefächerter Schwanz. Die Flügel sollten eng anliegen. Der gut gerundete Kopf mit einem keilförmigen orangeroten Schnabel, ohne dunkle Flecken sitzt auf einem gut proportionierten, gedrungenen, nicht zu langen Hals. Die Augenfarbe ist je nach Gefiederfarbe unterschiedlich: Weiße und Schecken haben blaue Augen, Graue, Hellblaue, Dunkelblaue und Braune haben dunkle Augen. Ebenso variiert die Krallenfarbe je nach Gefieder. Es gibt auch Gänse mit kleinem Häubchen am Kopf, ganz selten eine Vollhaube wie bei den Landenten mit Haube. Der Hals ist gedrungen und nicht sehr lang.

Verbreitung

Ursprünglich war die Gänsehaltung in Österreich vor allem im Wein- und Waldviertel Niederösterreichs, wo auch heute noch die meisten Landgänse anzutreffen sind, weiters im Burgenland und in der Oststeiermark und im Inn- und Mühlviertel Oberösterreichs sehr stark verbreitet. Im übrigen Bundesgebiet hatte die Gänsehaltung weniger Tradition, war aber durchaus auch dort anzutreffen.

Heute befinden sich die meisten Landganshalter in Niederösterreich, gefolgt von der Steiermark, Oberösterreich, Tirol, dem Burgenland, Vorarlberg, Kärnten und Salzburg. Gezüchtet wird zur Zeit mit etwa 200 Gänsen wovon wiederum ca. 70 Ganter sind.

Zuchtgeschichte

Bereits im Mittelalter waren die Landgänse, Nachkommen der Graugänse, auf den Bauernhöfen Mitteleuropas eine beliebte und vielerorts gehaltene Geflügelart. Märchen wie Hans im Glück und Festtage wie der Martinitag oder der traditionelle Gänsebraten am Weihnachtstag beweisen, dass das Gänsevieh ein fester Bestandteil des damligen Lebens war. Noch vor etwa 50 Jahren konnte man auch in Österreich fast auf jedem Bauernhof eine Gänsefamilie sehen, welche von Gänsehirten begleitet bei der Gansllacke oder am Ganslanger ihre Nahrung suchte. Speziell im Burgenland und dem nördlichen Weinviertel Niederösterreichs waren sie in den Farbschlägen weiß und gescheckt, manchmal auch mit einem Federschöpfchen am Kopf, zu sehen. Graue und blaue Farbschläge waren der Federnutzung wegen weniger beliebt. Das Projekt Landgänse wurde von der ARCHE Austria, damals noch VEGH erst seit Anfang 1994 verfolgt. Damals konnten in Niederösterreich noch vier vollkommen unverwandte Genmassen gefunden werden, auf deren gezielter Verpaarung der heutige Landgansbestand großteils zurückzuführen ist. Im Jahr 1998 wurden von Herrn Warmuth, dem Erretter der Bayerischen Landgans, nachdem dieser aufgrund gesundheitlicher Probleme seine Zucht beenden musste, vom damaligen Spartenbetreuer Herrn Loimer einige Bayerische Landgänse in die Österreichische Zucht eingebracht, um die doch enge züchterische Basis zu verbreitern. Dazu muß aber gesagt werden, dass die Bayerische Landgans und die österreichische vom Typ her nahezu ident sind. Die Zahl der Gänsehalter ist seither kontinuierlich angestiegen und die Gänsehaltung erfreute sich immer größerer Beliebtheit bis die Hysterie um die Vogelgrippe und das damit verbundene Freilandhaltungsverbot zu einem starken Rückgang der Züchterzahl führte.

Ähnliche Rassen

Die nächst verwandte Rasse ist die Bayerische Landgans die ebenfalls ein nicht durchgezüchteter Schlag ist, der sich von der Österreichischen Landgans durch keinerlei Unterscheidungsmerkmale abgrenzen lässt. Der Deutsche Schwesterverein der ARCHE Austria, die Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen hat sich im Jahr 2000 darum bemüht, einen Standard für die Bayerische Landgans beim Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter BDRG zur Anerkennung zu bringen. Eine Anerkennung als eigene Rasse wurde damals vom Zuständigen des BDRG mit folgenden Worten für unmöglich erklärt: Wir haben uns in Ulm die Bayerischen Landgänse betrachtet und waren sehr enttäuscht. Hier hat das Land Bayern die Zeit verpasst, diese Rasse hätte vor den Elsässer Gänsen zur Anerkennung gebracht werden müssen, dann gäbe es heute keine Elsässer. Diese beiden Rassen sind einander zu ähnlich, sodass keine Aussichten auf Anerkennung als eigenständige Rasse möglich sind. Die Satzung des BDRG besagt, dass mindestens zwei Hauptrassemerkmale die Rasse von einer anderen abgrenzen müssen und das ist hier nicht gewährleistet. Demnach kommt als zweite sehr nahe verwandte Rasse die Elsässer Gans, die aber als eigene Rasse gezüchtet wird, während Blutauffrischungen mit der Bayerischen Landgans bei unseren Österreichischen Landgänsen gelegentlich vorgekommen sind.

Leistungsdaten

Ungemästet bringt die weibliche Landgans ein Lebendgewicht von etwa 5,5 bis 6 kg auf die Waage, ein Ganter von etwa 7 kg. Durch eine Mästung sind Gewichte von bis zu 9 oder 10 kg möglich.

Wirtschaftlichkeit/Vermarktung

Die österreichische Landgans unterscheidet sich von ihren Vettern aus den Brütereien, (hauptsächlich Emdener Gänse, die angeblich einen Anteil von 90 % an der Weltgänsepopulation ausmachen), vor allem dadurch, dass sie leichter ist und besonders leichtfüttrig. Sie kommt in der Regel mit wirtschaftseigenem Futter (Weide) aus, während sie bei intensiver Fütterung zur Verfettung neigt, was ein Hinweis auf die hervorragende Futterverwertung darstellt. Als weiteres wesentliches Unterscheidungsmerkmal muss hervorgehoben werden, dass Österreichische Landgänse in der Lage sind sich selbst zu vermehren, während der Emdener Gans der Bruttrieb abgezüchtet wurde. Als Legeleistung kann man pro Gans jährlich von etwa 12 bis 15 Eiern ausgehen. Das Brutgeschäft dauert 28 bis 32 Tage und wird von der Gans alleine durchgeführt. Im Idealfall kann mit zwei Bruten gerechnet werden, eine im zeitigen Frühjahr (Feb., März) auf 10 bis 15 Eiern und eine zweite (wenn überhaupt) auf nur 6 bis 8 Eiern. Geführt werden die Gössel von beiden Elternteilen. Bei extensiver Weidehaltung ziehen die Eltern praktisch ohne jegliches Beifutter ihre Jungen auf, die im Spätjahr einen schmackhaften Braten abgeben.

Eignung und Haltung

Besonders geeignet sind die Landgänse für Höfe die einen kleinen Zuerwerb durch extensive Weidenutzung anstreben. Da sich die Gänse selbst vermehren, kann man alljährlich mit einem gesunden, natürlichen und artgerecht erzeugten Nahrungsmittel rechnen. Als Vorraussetzung sei allerdings ein kleines Gewässer (Bach oder Teich, zur Not auch eine eingegrabene Badewanne) genannt, das für einen erfolgreichen Tretakt unabdingbar ist. Am einfachsten ist die Haltung eines Gänsepaares, es ist aber auch möglich mit Erfolg bis zu drei Gänse und einen Ganter zu halten. Dieser fühlt sich in der Regel einer Gans besonders zugehörig, befruchtet aber auch die anderen und verteidigt alle Jungtiere. Als Einzäunung hat sich ein gewöhnliches Schafgitter bestens bewährt, das mit einer Höhe von nur 1 m von den Gänsen nicht überflogen wird. Auch sei die Wachsamkeit von Gänsen nicht unerwähnt. Mancher Ganter verteidigt nicht nur die Gänse und Gössel sondern auch Haus und Hof wie ein bissiger Hund gegen Eindringlinge.

Projekte

Als Ziel kann genannt werden, nicht nur die allerletzten Robustbestände unter den Gänsen in Österreich zu erhalten, sondern mittelfristig auch eine Wirtschaftsrasse für extensiv wirtschaftende Biobetriebe zu erzeugen.

Literatur

Zu empfehlen sind als weiterführende Literatur folgende Bücher:

  • Mehr Bargeld durch Federvieh von R. Schmidt
  • Handbuch Rasse und Ziergeflügel von Horst Schmidt
  • Groß- und Wassergeflügel von Horst Schmidt
  • Wir halten Nutztiere von Helmuth Kühnemann