Ennstaler Bergschecken

Spartenbetreuer

Josef Lassacher
Berg 99
8812 Mariahof

0664/47 03 505
lassacher@gmx.net

Verantwortliche Organisation

Rinderzucht Steiermark eG
Industriepark West 7
8772 Traboch

03833/2007010
pirker@rinderzucht-stmk.at

Rassestandard

Das Ennstaler Bergscheckenrind entspricht einem genügsamen widerstandsfähigen Zweinutzungsrind mit leichtem, zierlichem Körperbau bei einer Widerristhöhe um 130 cm. Die Hörner und Klauen sind wachsgelb. Die Wamme ist schwach ausgebildet. Flotzmaul, Zunge und Gaumen sind stets hellrosa.

Das äußere Erscheinungsbild wird durch eine fuchsrote Grundfärbung mit milchweißen Abzeichen an Kopf, Nacken, Hals, Beinen, Rumpfunterseite, Widerrist und Schwanzquaste charakterisiert. Der geschlossene farbige Schild an den Rumpfseiten ist an den Rändern gesprenkelt (Pollen).

Je nach Ausmaß der weißen Partien werden unterschiedliche Zeichnungsvarianten unterschieden. Die vier häufigsten Varianten sind: Helmete, Kampete, Kransete und Gnacklete.

Verbreitung

Das ehemalige Verbreitungsgebiet der Bergschecken umfasste im 19. Jahrhundert noch flächendeckend große Bereiche der Obersteiermark, Oberösterreichs und des westlichen Niederösterreich.

Derzeit gibt es wieder über 30 Bergscheckenherden in der Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich. Einzeltiere finden sich auch in Salzburg und Bayern. Der Großteil der Zuchtherden finden sich auf kleinen bis mittleren Betrieben im Berggebiet mit ca. 5 bis 20 Kühen.

Zuchtgeschichte

Die Ursprünge der Bergschecken wurden früher im einfärbig roten Bayernvieh vermutet, welches um 800 n. Chr. mit bajuvarischen Siedlern in die Alpen gekommen sein soll. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen scheinen die Bergschecken auf keltische Rinder bis in die Zeit der Antike zurückzugehen. Sie sind somit als autochthone (alteingesessene) Rasse des zentralösterreichischen Raumes anzusehen. Angepasst an die Region blieben die Bergschecken über Jahrhunderte in äußerem Erscheinungsbild und Körperbau nahezu unverändert. Die Bergschecken wurden häufig je nach Zeichnugsvariante unterschiedlich benannt, dadurch ergab sich scheinbar das Vorhandensein mehrerer Schläge mit ähnlichen Eigenschaften. In der Steiermark setzten sich langsam Rassenbenennungen wie Bergschecken, Bergrasse und Steirische Schecken gegenüber den Zeichnungsbenennungen durch. In Oberösterreich bevorzugte man als Synonym für die Bergschecken den Begriff Kampete und in Niederösterreich Helmete, auch wenn längst nicht alle Tiere eine entsprechende Zeichnung aufwiesen. Die Ergänzung „Ennstaler" wurde erst üblich als das Ennstal als größeres geschlossenes Zuchtgebiet übrigblieb.

Im 18. und 19. Jhdt. galten die Bergschecken aufgrund ihrer FIeischqualität noch als Marktschlager und gingen als Mastochsen vor allem nach Oberösterreich, aber auch ins benachbarte Ausland, sogar bis England.

Der Niedergang der Rasse wurde durch die Konkurrenz größerer und kräftigerer Rassen (Mürztaler bzw. Murbodner, Blondvieh und Pinzgauer), wie auch durch negative Zuchtauslese in der Ochsenproduktion eingeläutet. Somit schrumpfte das Bergscheckenzuchtgebiet auf einen Teil der steirischen Verwaltungsbezirke Murau und Liezen.

Im Bezirk Murau erfolgten schließlich Einkreuzungen über das Simmentaler Fleckvieh, welche schließlich die Grundlage für die Entwicklung des steirischen Fleckviehs bildeten. 1902 wurde dennoch die erste Bergscheckengenossenschaft gegründet, doch in den nächsten zwei Jahrzehnten musste den allgemeinen wirtschaftlichen Interessen nach größerem Vieh und steigender Milchleistung nachgegeben und schließlich das Fleckviehzuchtziel angenommen werden.

Bis in die neunziger Jahre überdauerten nur vier unverwandte Bestände. Seit 1992 gibt es wieder ständige Bemühungen die genetische Variabilität des Bestandes zu erhalten, wie auch die Population zu vergrößern. Seit 1998 bilden die Züchter eine lose Interessensgemeinschaft, welche mit dem Rinderzuchtverband Steiermark als Verantwortliche Organisation zusammenarbeitet.

Ähnliche Rassen

Fleckvieh

Förderungen

Ennstaler Bergscheckenzuchttiere werden als hochgefährdete Rinderrasse im Rahmen des ÖPUL-Programms gefördert.

Leistungsdaten

Genügsam und zäh, besonders widerstandsfähig und von augenfälliger Gesundheit Gepriesen wird auch die hervorragende Fleischqualität und die sehr gute Ausschlachtung, welcher der feine Knochenanteil zugrunde liegt.

Die Bergscheckenmilch welche als fettreich beschrieben wird, eignet sich gut zur Käseherstellung.

Wirtschaftlichkeit/Vermarktung

Wirtschaftlich konkurrenzfähig sind die Bergschecken in erster Linie in der Fleischproduktion, durch gute Fleischqualität und hohem Ausschlachtungsgrad. Aber auch in Hinblick auf Zuwachsleistungen (Tageszunahme) sind einzelne Tiere intensiven Fleischrassen ebenbürtig.

Bei der Milchproduktion können die Bergschecken mit den Mengenerträgen der Hochleistungsrassen nicht mithalten. Interressant sind die Milchinhaltsstoffe die unter anderem günstig für die Käseproduktion sind.

Aufgrund der geringen Populationsgröße und der starken Nachfrage nach Zuchttieren gab es bis 2017 noch keine Produktvermarktung.

Dies änderte sich jedoch mit dem LABONCA-Projekt:

„Hoch vom Dachstein ... bis ins Lafnitztal" so könnte die einzigartige Geschichte zur ältesten und seltensten Rinderrasse Österreichs – den Ennstaler Bergschecken – beginnen.
Denn am Dachsteingletscher hat man jene Knochenteile gefunden, die nach genauen Untersuchungen dieser Rasse zugeordnet wurden und die bezeugen, dass die Ennstaler Bergschecken bereits vor 2.400 Jahren im Alpenraum existierten und somit die älteste Rinderrasse dieses Landes sind. Sie prägten über Jahrhunderte hinweg die Rinder-Kultur in Österreich und lieferten als Dreinutzungsrasse sowohl beste Milch als auch wertvolles Rindfleisch und zudem wurden sie auch als Zugtiere für Feld-und Waldarbeiten
eingesetzt.
In ihrer Hochblüte im 18. Jhdt. wurde Fleisch als Delikatesse sogar bis nach England an den britischen Hof geliefert. Weiße Füße, weißer Kopf und mehr oder weniger weißes Fell mit hellroten ScheckenFlecken. Zudem leichtfüßig, geländegängig und gute Verwerter von Alm- und Wiesenkräutern und -gräsern. Optimal also für extensive Haltung.
Im 19. Jhdt. jedoch begann ihr Niedergang, da die Landwirtschaft mehr und mehr leistungsfähigere Rinderrassen einkreuzte und die kleinrahmigeren Bergschecken nicht mehr diesen Vorgaben entsprachen. Und so verschwanden sie von der Landkarte.
Doch nein, da waren noch drei widerspenstige Hofbesitzer im Mur- und Ennstal, unabhängig von einander und unwissend, dass sie die einzigen Übriggebliebenen waren, die noch Ennstaler Bergschecken hatten. Die Betriebe Johann Fussi, Josef Lassacher und Laura Bacher hielten an „ihrer" Rasse fest. Jedoch war die Gesetzeslage so, dass keine Ennstaler Bergschecken für die Zucht weiter verwendet werden durften!
Dieses Gesetz galt in Österreich bis in die 90er-Jahre hinein! Doch auf diesen drei Betrieben wurden trotz der Gesetzeslage noch Bergschecken gezüchtet und sogar vor der Körungskommission (staatliche Kommission zur Kontrolle der ordnungsgemäßen und leistungsorientierten Zucht von Zuchtrindern) versteckt – ein Zuchtstier sogar einmal auf einem Heuboden! Damit riskierten die Betriebsführer harte Strafen, die bis zu 100.000 Schilling betragen konnten!
Und diesen drei widerspenstigen Betrieben sei von Herzen gedankt, denn nur durch ihr Gespür für Gerechtigkeit und Sinnhaftigkeit konnte ab dem Jahr 1992 wieder mit der Hoch-Zucht dieser Rasse begonnen werden! Zu den Betrieben Lassacher, Fussi und Bacher gesellten sich weitere Betriebe hinzu, die sich rund um Josef F. Lassacher (bereits der Hofnachfolger) und Dr. Vet. Matthias Brandstätter seit der Jahrtausendwende zu einer starken Gruppe formierten.
Im Jänner 2016 kam es zum ersten Treffen von Josef F. Lassacher, Dr. Vet. Matthias Brandstätter und Norbert Hackl.
Ziel war und ist es, dieser besonderen Rasse auch eine wertentsprechende und flächendeckende Vermarktung zu geben, sodass der Erhalt der Rasse gesichert werden kann und ihre Besonderheit weiter Bestand hat.
Labonca mit seinem Weideschlachthaus war dafür der optimale Partner, und nach einigen Gesprächen wurde das Projekt „Der Labonca Bergschecke" geboren.
Die höchsten Tierschutzstandards wie Behornung der Tiere, mind. sechs Monate Muttermilch, verpflichtende Alm-/Weidehaltung und die im Weideschlachthaus stressfreie Schlachtung gaben auch den Ausschlag, diesem Projekt von höchster staatlicher Stelle die Auszeichnung „Bundestierschutzpreis 2016" zu verleihen. Seit dem Projektstart kamen immer neue Betriebe hinzu und so konnte auch die Population schon jetzt deutlich gesteigert werden. Doch das alles war bislang harte Arbeit.
Nun aber kamen bereits die ersten Rinder zur Schlachtung und sind auch schon fertig gereift. Das Fleisch steht nun regelmässig zur Verfügung! Exclusiv und flächendeckend über den dazu neu und kundenfreundlicher adaptierten Labonca-Onlineshop und im Labonca-Verkaufslokal in Burgau, wo auch vorbestellt werden kann. Durch die wöchentliche Schlachtung sind nun auch mehr Einzelteile verfügbar und die Kundschaft kann aus einem großen Sortiment an Detailstücken auswählen.

Quelle: Labonca Biohof
www.labonca.at

Erfahrungsberichte

„Bei Ennstaler Bergschecken gibt es bei Abkalbungen und Fruchtbarkeit kaum Probleme, sofern diese Vorteile nicht durch zu üppige Fütterung negativ beeinflusst werden. Die Bereitschaft zu langer Nutzungsdauer ist sehr gut, so sind 15-jährige Tiere keine Seltenheit."

Josef F. Lassacher, Spartenbetreuer Ennstaler Bergschecken, Mariahof

Eignung und Haltung

Die Vorzüge der Bergschecken umfassen gute Fleischqualität durch das feinfaserige und hell marmorierte Fleisch bei ergiebiger Ausschlachtung durch den feinen Knochenbau. Langlebigkeit und Leichtkalbigkeit vervollständigen die Anforderungen an ein zur Mutterkuhhaltung bestens geeignetes Rind.

Darüber hinaus sind die Bergschecken durch reine Euter und gute Melkbarkeit auch für extensive Milchproduktion geeignet.

Die Bergschecken bewähren sich auf den Zuchbetrieben in unterschiedlichen Haltungsformen: am häufigsten ist die Milchkuhhaltung mit Sommerweidegang auf Portionsweiden, Mutterkuhhaltung und Jungtieraufzucht auf teilweise bewaldeten Hutweiden sowie auch Alpung von Kalbinnen und trächtigen Kühen.

Gefährdung

Der Herdebuchbestand beträgt ca. 400 Tiere. Die Rasse wird im ÖPUL 2015 als „hochgefährdete" Rasse geführt.

Projekte

Ziel des Generhaltungsprogrammes ist eine Vergrößerung der Bestandszahlen in Reinzucht.